Lebendiges Zeugnis, Gerechtigkeit und Gastfreundschaft: Vollversammlung setzt Schwerpunkte in öffentlichen Angelegenheiten

31 August, 2018

Pressemitteilung Nr.: 18/28
28. August 2018
Brüssel

Die Vollversammlung 2018 der Konferenz Europäischer Kirchen in Novi Sad legte den KEK-Mitgliedskirchen für die kommenden Jahre sechs Schwerpunkte nahe: Wirtschafts- und Klimagerechtigkeit, Sicherheit, Waffen und Gewaltfreiheit, Flüchtlinge und Migration, Menschenrechte, Populismus, Familie.

Der ausführliche Bericht des Ausschusses für öffentliche Angelegenheiten umfasst die Bedeutung von jedem dieser Bereiche sowie Vorschläge für Maßnahmen. Er kann hier in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch konsultiert werden.
Wirtschafts- und Klimagerechtigkeit

Es sind die ärmsten Menschen, die heute am meisten darunter leiden, dass sie sich dem Klimawandel und der Umweltzerstörung anpassen müssen. Es ist ungerecht, dass diejenigen Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, am meisten darunter leiden. Jesus lehrt uns, „für die Geringsten unter diesen“ zu sorgen, also müssen wir uns anhand von Advocacy-Arbeit und konkreten Maßnahmen mit der tiefgreifenden Ungerechtigkeit in Wirtschafts- und Klimafragen befassen. Die Kirchen sind aufgerufen, sich in ihrem Bestreben nach Wirtschafts- und Klimagerechtigkeit, bei der Unterstützung von Bemühungen an der Basis und in der Arbeit für Gerechtigkeit zwischen den Generationen auf die internationalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu stützen und ihre Advocacy-Arbeit in Europa fortzusetzen.
Sicherheit, Waffen und Gewaltfreiheit

Neuste Entwicklungen in Europa und weltweit gefährden die Rolle der Europäischen Union als Instrument der Friedensstiftung und Versöhnung. Die Entwicklung, Herstellung und der Export von Waffen trägt ausschlaggebend zum Ausbruch und Andauern von bewaffneten Konflikten, Krieg und gewaltsamen Vertreibungen bei. Die Kirchen sind aufgerufen, ihre Stimme gegen eine Militarisierung der EU zu stärken, eine christliche Perspektive der Sicherheit zu vertreten, sich gegen jedwede weitere Entwicklung von atomaren Waffen zu engagieren und die theologischen Dimensionen von Sicherheit, Waffen und Gewaltfreiheit zu erarbeiten.
Flüchtlinge und Migration

Die Massenmigration und -vertreibung von Menschen berührt heute alle KEK-Mitgliedskirchen und Völker in Europa. Die Wirtschaftslage, der Klimawandel, die Jugendarbeitslosigkeit und vieles mehr bewegen zahlreiche Menschen dazu, auf der Suche nach einem besseren Leben in der Fremde ihre Heimat zu verlassen. Die Kirchen sind aufgerufen, sich für einen sicheren und rechtmäßigen Zugang nach Europa, für faire und gerechte Asylverfahren und für eine humane Rückführungspolitik einzusetzen. Weiter werden die Kirchen ermutigt, gegen die Kriminalisierung von Solidarität mit Migrantinnen und Migranten ohne Papiere ihre Stimme zu erheben sowie Such- und Rettungseinsätze auf See zu unterstützen.
Menschenrechte

Der Aufbau eines Europas für alle ist für die europäischen Kirchen eine wichtige Aufgabe. Vielfalt und Pluralismus in Europa sind ein Reichtum, und kirchliche und religiöse Gemeinschaften sind ein wichtiger Teil davon. Bestehende europäische Rahmenwerke fördern eine erweiterte Religions- und Weltanschauungsfreiheit, und die Charta Oecumenica von 2001 ermutigt zum Dialog zwischen Minderheits- und Mehrheitskirchen. Die Kirchen sind aufgerufen, sich in der Arbeit für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit – einschließlich des Zugangs zu Gotteshäusern und heiligen Stätten – und bei der Stärkung der Universalität der Menschenrechte, wie bürgerliche, politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte, gegenseitig zu unterstützen.

Die Situation im Kosovo* ist besonders komplex. Die wesentlichen Faktoren umfassen die Kontrolle des Waffenhandels, die Unterstützung und den Schutz des kulturellen Erbes durch die EU, das Engagement von UN-Truppen für Konfliktprävention und die Aufnahme des politischen Dialogs zwischen den albanischen Behörden im Kosovo und den Vertreterinnen und Vertretern der verfolgten serbisch-orthodoxen Minderheit.

Die europäischen Kirchen unterstützen die Serbisch-Orthodoxe Kirche und andere religiösen Gemeinschaften im Kosovo, in Nordzypern (Gebiet außerhalb der tatsächlichen Kontrolle der zypriotischen Regierung) und anderswo in ihrem Kampf für die vollständige Umsetzung der grundlegenden Menschenrechte, einschließlich der Religions- und Weltanschauungsfreiheit.
Populismus

Gegenwärtig wachsen populistische Parteien und machen sich demokratische Abläufe zunutze, um an Macht und Anerkennung zu gewinnen. Zweifellos begünstigen ein sinkender Lebensstandard und wachsende Arbeitslosenraten – besonders unter jungen Menschen – das Erstarken des extremen Nationalismus und das Anwachsen des Populismus. Ausgrenzende Politik führt zu einem Schrumpfen des öffentlichen Rahmens – ein Problem, das europäische Gesellschaften ernst nehmen müssen. Die Kirchen sind aufgerufen, in ihren Gemeinden vor Ort eine einigende Kraft zu sein, mit Partnern, deren Werte und Engagements sie teilen, Brücken zu Bauen und stets daran zu arbeiten, junge Menschen mit einzubeziehen.
Familie

Eine christliche Familie sollte die Geborgenheit bieten, in der man lernt, andere zu lieben, zu unterstützen und für sie zu sorgen, gastfreundlich zu sein und aufmerksam zu sein für das Leid anderer. Der Weg der Gerechtigkeit und des Friedens kann zu Hause beginnen und sich weit ausdehnen und ganze Gemeinschaften erreichen. Wachsende Ringe der gegenseitigen Unterstützung bauen auf die Gaben und die Liebe anderer auf und lassen diese zu einer „Familie“ werden. Wir dürfen die Bedeutung dieses Verständnisses von Familie für das Schicksal unserer Gesellschaften nicht unterschätzen. Deshalb kann nicht akzeptiert werden, dass dieses Recht für viele unter uns – besonders Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Flüchtlinge und Minderjährige, die unbegleitet nach Europa kommen – unterminiert oder verletzt wird. Die Mitgliedskirchen sind aufgerufen, einen Dialog über die Voraussetzungen und die Einstellungen zu den Lebensbedingungen von Familien – einschließlich Thema Geschlechtergerechtigkeit – einzuleiten und zu erörtern, wie diese das Leben in Europa gegenwärtig beeinflussen.

Kosovo* - Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates (Englisch)

Kontakt für weitere Informationen oder Interview-Anfragen:

Erin Green
Kommunikations-Koordinatorin
Tel: +32 2 234 68 20
E-Mail: eeg@cec-kek.be
Website: www.ceceurope.org
Facebook: www.facebook.com/ceceurope
Twitter: @ceceurope

 
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